Der Begriff Bestandsgenauigkeit bezieht sich auf alle Diskrepanzen zwischen elektronischen Aufzeichnungen, die den Bestand repräsentieren, und dem physischen Zustand des Bestands. Eine der häufigsten Formen von Bestandsungenauigkeiten ist das Phantominventar. Solche Diskrepanzen können zu niedrigeren Servicelevels sowie zu umfassenden Buchhaltungsproblemen und finanziellen Verlusten führen.
Messung der Bestandsgenauigkeit
Die Realität des Bestands kann sich in vielerlei Hinsicht von seiner elektronischen Darstellung unterscheiden:
- Aufzeichnungen über nicht vorhandene Vorgänge,
- nicht erfasste Vorgänge,
- Produktcode-Unstimmigkeiten,
- fehlerhafte Mengen,
- …
Obwohl die Ursachen vielfältig sind, führen diese Probleme in der Regel dazu, dass die tatsächlichen Bestände von ihren physischen Gegenstücken abweichen. Einfach ausgedrückt: Der erfasste Bestand stimmt nicht mit der Menge der verfügbaren Waren am Lagerort überein.
Die Genauigkeit der Bestände kann mit einer Vielzahl von Metriken gemessen werden, die klassischerweise mit Prognoseproblemen in Verbindung gebracht werden. Tatsächlich kann der elektronische Wert für jeden Bestand als Schätzung der Realität angesehen werden.
Daher ist eine der einfachsten Metriken zur Messung der Bestandsgenauigkeit aus dieser Sicht der mittlere absolute Fehler (MAE) mit $${MAE = | Q_e - Q_r |}$$, wobei $${Q_e}$$ den elektronischen Datensatz und $${Q_r}$$ die tatsächliche Menge darstellt.
Wenn die Bestandsaufzeichnungen jedoch ziemlich genau sind, kann auch die Metrik der Trefferquote verwendet werden, das heißt der Prozentsatz der Bestandsaufzeichnungen, die korrekt sind. Bei großen Ungenauigkeiten hat diese Metrik jedoch den Nachteil, die Größe jeder Diskrepanz nicht zu berücksichtigen.
Ausmaß des Problems im Einzelhandel
Das Problem ungenauer Bestandsaufzeichnungen ist in der Regel auf Filialebene viel stärker ausgeprägt als auf Lagerebene. DeHoratius und Raman (2004) haben eine umfangreiche Untersuchung der Bestandsgenauigkeit in 37 Geschäften in den USA durchgeführt.
Obwohl auf Lagerebene erhebliche Fortschritte erzielt wurden, bleiben ungenaue Bestandsaufzeichnungen auf Filialebene ein weit verbreitetes Problem im Einzelhandel.
Lokads Tipp
Die Aufrechterhaltung genauer Bestandsaufzeichnungen ist eine Voraussetzung für eine zufriedenstellende Bestandsoptimierung. Was nicht gemessen wird, kann nicht optimiert werden; und wenn eine Messung durchgeführt wird, muss sie genau sein. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Einzelhändler unter einer schlechten Bestandsgenauigkeit in den Geschäften leiden. RFID stellt eine potenzielle langfristige Lösung für diese Situation dar, jedoch kann selbst RFID nicht feststellen, ob ein Produkt beschädigt, fehlplatziert oder unzugänglich ist.
Referenzen
DeHoratius, N. und A. Raman (2004). “Inventory Record Inaccuracy: An Empirical Analysis.” Arbeitspapier der Graduate School of Business der University of Chicago.